Wiatscheslav Mironov. Ich war in diesem Krieg (Tschetschenien-95, Teil 1)
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© Copyright Wiatscheslav Mironov
© Copyright translation Jury Kireev & Svetlana Kireeva
Email: vova@dux.ru
Date: 19 Sep 2003
Russ ³ byloe.txt
English version ³ chechen_war.txt
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Die Inhaltsangabe
Der erste Teil des Buches von Wiatscheslav Mironov " Ich war in diesem
Krieg ". Die Handlung geschieht in Januar 1995 in Grosny. Der Autor war
Augenzeuge und Teilnehmer der Mehrheit der beschriebenen Ereignisse. Die
volle Variante des Buches wird im September 2001 veruffentlicht. Seit dem
August 2001 kann man die Vorbestellung auf das Buch durch das Internet
machen. Die Hinweis wird zusutzlich erklurt sein.
Wiatscheslav Mironov wurde in 1966 in der Stadt Kemerovo in der Familie
des Wehrdienstleistenden geboren. Er legte Aufnahmeprufungen am
Mari-Polytechnische Institut ab, aber hat die
Kemerowo-Militurkommandobildungseinrichtung der Verbindung absolviert. Er
leistete den Dienst in Kischinjow, Kemerovo, Nowosibirsk ab, zur Zeit
leistet den Dienst (aber nicht in den Streitkrufte) in Krasnojarsk ab. In
verschiedenen umtern befand er sich in den Dienstreisen in Baku, Zchinwali,
Kutaissi, Pridnestrovje, Tschetschenien. Er war zweimal verwundet,
Kontusionen sind ohne Rechnung. Ist verheiratet,erzieht den Sohn. Zu Hause
wohnen zwei Hunde. Er ist Student der Abwesenheitsabteilung des Sibirischen
Juristischen Institutes.
Die Anmerkung des Veruffentlichers
Fachrichtung von Mironov - Nachrichtenmittel. In Grosny mußte er
ganz nach anderem Beruf dienen, und nur im Jahre 1998 fing er an, das Buch
zu schreiben. Deshalb gibt es im Buch viel Verwirrung mit den
taktiko-technischen Charakteristiken der Ausrustungen und der Panzertechnik.
Alle Nachnamen sind geundert, es ist ebenso die geographische Anpassung
vieler beschriebener Ereignisse geundert.
* Der Teil 1 *
1
Ich laufe. Lungen sind zerrissen. Es hat die Atemnot gequult. Laufen
muß ich zickzackfurmig, oder, wie bei uns in der Brigade sprechen,
"als Schraube".
Mein Gott, hilf mir... Hilf mir. Hilf dieses rasende Tempo zu ertragen.
Also, werde ich herauskommen, gebe ich das Rauchen auf. Knack, knack.
Wirklich der Scharfschutze? Ich falle und kriechend, kriechend aus der Zone
der Beschießung.
Ich liege. So wie hat es mich nicht betroffen - keiner Scharfschutze,
einfach "Schalnjak" (Zufallstreffer).
So, man muß ein wenig Atem holen, mich zurechtfinden und vorwurts
- nach dem Kommandopunkt des ersten Bataillones unserer Brigade suchen. Erst
vor ein Paar Stunden ist der Bericht davon eingegangen, daß der
Scharfschutze gefangen wurde. Aus dem Bericht folgt, daß er der Russe
ist und, seinen Worten nach, sogar aus Nowosibirsk. Fucking Landsmunnchen.
Zusammen mit den Aufklurer fuhr ich auf zwei BMP (Schutzenpanzer) diesen
"Gefangenen" holen, der Partner ist im Stab der Brigade geblieben.
Beim Herantreten zum Eisenbahnhof fingen wir an, verbrennte,
verstummelte Technik und viele Leichen zu treffen. Unsere Leichen der
Bruderchen - Slawen - das war alles, was von Maikoper Brigade blieb, die die
Gespenster (Duchi - Banditen, Terroristen) in die Neujahrsnacht von 94. auf
das 95. Jahr erschossen haben. Mein Gott, hilf zu entschlupfen... Man
erzuhlte, daß als das erste Bataillon die "Teufel" aus dem
Gebuude des Bahnhofes vertrieben hat und Atempause geschah, fing einer der
Kumpfer wie ein Wolf zu heulen an, aufmerksam die Umgebung betrachtend. Und
seit dieser Zeit wurde ihm aus dem Weg gegangen - wutend. Er geht drauflos,
wie beschwurend, nichts ist ihm furchtbar und nichts erschrickt ihn. Und
solche Tollkuhne gibt es in jedem Teil - sowohl bei uns, als auch bei dem
Gegner. Ach, Russland, was machst du mit deinen Suhnen! Man wollte diesen
Kerl ins Lazarett schicken, ach wo - wir kunnen nicht die Verwundeten
ausfuhren, aber dieser kumpft, obwohl wahnsinnig ist. Auf dem "Kontinent"
kann er uberhaupt wahnsinnig werden .
Eigentlich durch das Paar der Quartale wurden wir wutend
beschoßen. Schoßen die Gespenster von oben, das Feuer war buig,
aber ungeordnet - ungefuhr zwanzig Luufe. Ich mußte BMP lassen und
mich mit dem Paar der Kumpfer in unsere Standort durchdrungen. Gut ist,
daß die Leute ein wenig beschoßen und sich daran gewuhnt sind.
Weil anfangs - wie dieser Kumpfer, heule wenigstens wie ein Wolf. Die
Soldaten sind nicht beschoßen, einige laufen vorwurts, und andere
mußt Du mit dem unflutigen Fluchen und den Fußtritten aus der
Technik und der Schutzengraben herausziehen. Also gut, hinter meinen
Schultern Baku und Kutaissi - 90, Zchinwali - 91, Pridnestrowje - 92, und
jetzt noch Tschetschenien - 95. Also, finden wir uns zurecht, wurde ich mich
nur aus dieser Hulle herauskommen. Nur unversehrt. Wenn ich zum Invaliden
werde, so liegt in der Tasche sehr nettes Spielzeug - Granate RGD-5. Damit
komme ich aus. Ich sah mich satt, wie im Friedensleben die verstummelte
Helden der vergangenen Kriege wohnen, die die Heimats-, Partei-, Regierungs-
und Teufel weiß noch wessen Befehle wuhrend "der
Wiederherstellung der konstitutionellen Ordnung" am Territorium der
ehemaligen Union erfullten. Und jetzt stoßen wir unseres Rußland
laut nuchsten irgendeinen geheimen Befehl...
Das alles lief im Kopf fur ein paar Sekunden vorbei. Ich blickte mich
um - meine Kumpfer liegen nicht weit und schauen sich um. Die Fressen sind
schwarz, nur Augen und Zuhne blitzen. Aber ich bin wahrscheinlich nicht
besser. Ich zeige einem mit Kopf, anderem mit Hand Richtung der Bewegung -
vorwurts, vorwurts zickzackfurmig, als "Schraube", rollend. In der
Matrosenjacke kann man sich nicht besonders gut uberschlagen. Der
Schweiß uberflutet die Augen, die Kleidung dampft, im Mund ist
Nuchgeschmack des Blutes, in den Schlufen klopft. Im Blutchen gibt es sehr
viel Adrenalin. Von den Sprungen nach den Bruchstucken des Ziegels, des
Betons, des Glases. Sorgfultig vermeiden wir die offenen Bereiche der
Straße. Vorluufig sind wir lebend, Gott sei Dank.
Knack, knack! Donnerwetter, ist das der Scharfschutze wirklich? Wir
tauchen in den nuchsten Keller. Die Granaten sind bereit - was oder wer
wartet uns dort? Das Paar der Leichen. Nach der Form sind sie uhnlich
unseren - den Slawen. Vom Kopfnicken zeige ich auf, damit einer die
Beobachtung durch das Fenster fuhrte, selbst stehe ich bei der Turuffnung
auf. Der zweite Kumpfer neigt uber einen Gefallenen, knupft die
Matrosenjacke und die Jacke auf, zieht Papiere heraus, reißt vom Hals
das Strickchen mit der persunlichen Nummer ab. Dann macht dasselbe mit dem
zweiten. Den Kerlen ist es schon egal, aber die Familien muß man
unbedingt benachrichtigen. Sonst werden die "Klugen" aus der Regierung
ihnen keine Rente zahlen, es davon motivierend, daß die Kumpfer, sagen
sie, Verschollenen sind, und sogar kunnen sie selbst zur Seite des Gegners
uberlaufen.
- Na und, hast du Papiere mitgenommen? - frage ich.
- Habe mitgenommen, - antwortet Soldat Semjonov, derselbe
"Semjon". - Wie werden wir weiter gehen?
- Jetzt werden wir uns durch den Keller auf die Nachbarstraße
herausfinden, und dann zum ersten Bataillon. Gibtus Verbindung mit ihnen? -
rede ich den Funker Soldat Kharlamov an. Er ist "Klebestoff". Seine
Pratzen sind lang und stehen aus den urmeln hervor, wie Stucke, - ihm
paßt keine Form. Die Hunde sind unproportional entwickelt. Wenn Du
siehst ihn zum ersten Mal, dann kommt solche Empfindung, daß diese
Hunde vom Gorilla abgerissen und dem Menschen angenuht wurden. Und wofur hat
man ihn von "Klebestoff" benannt, niemand erinnert sich schon.
Unsere Soldaten sind Sibirier. Und wir alle zusammen - "Machra",
vom Wort "die Machorka". In den Buchern uber den Grossen
Vaterlundischen Krieg und im Kino nennt man die Infanterie "Zarin der
Felder", und im Leben - "Machra". Und der Einzelinfanterist -
"Machor". Es ist nun einmal nicht anders.
- Und verbinde dich mit den "Schachteln", - das sage ich uber
unsere gelassene auf das Herangehen zum Bahnhof BMP, - erfahre, wie geht es.
"Klebestoff" trat vom Fenster beiseite und brummte in die
Garnitur der Rundfunkstation, herbeirufend Kontrollpunkt (KP) des ersten
Bataillones, und dann unsere BMP.
- Ordnung, Genosse Kapitun, - berichtet der Funker. - "Kuppe"
wartet auf uns, die "Schachtel" waren beschossen, sie fluteten auf ein
Quartal nach unten zuruck.
- Gut, laß uns gehen, sonst krepieren wir, - ruchle ich, mich
ruuspernd. Endlich wurde die Atmung wiederhergestellt, ich spucke den
gelb-grunen Schleim aus- die Folgen des vieljuhrigen Rauchens. - Ach, sagte
mir die Mutti: "lerne die englische Sprache".
- Und mir sagte die Mutti : "klettere, Suhnchen, nach den Brunnen
nicht", - greift Semjon auf.
Zum Fenster von der gegenuberliegenden Seite des Hauses hinausgehend
und keine Spuren des Aufenthaltes des Gegners entdeckt, laufen wir
sprunghaft zum Bahnhof hin, uns fast viermal beugend. Es sperrt man uber der
Stadt, die Bomben abwerfend und jemande Positionen von unerreichbarer Huhe
beschießend. Hier gibt es keine einheitliche Frontlinie. Die Kumpfe
werden herdfurmig gefuhrt, und manchmal ergibt sich die sogenannte
Blutterpirogge: Gespenster, Unsere, wieder Gespenster und so weiter. Mit
einem Wort - Irrenhaus, fast kein Zusammenwirken. Es ist besonders
kompliziert, mit den Innentruppen (IT) zu arbeiten. Eigentlich ist das ihre
Operation, aber wir - Machra - fur sie ganze Arbeit machen. Nicht selten
kommt es vor, daß wir dieselbe Objekte zusammen sturmen, voneinander
nicht verduchtigend. Es kommt vor, daß wir auf IT-Kumpfer die
Luftfahrt und die Artillerie richten, und sie - auf uns. In der Dunkelheit
unternehmen wir Feuergefechte, nehmen eigene Soldaten gefangen.
Jetzt auch gehen wir auf den Bahnhof, wo fast im vollen Personalbestand
die Maikoper Brigade gelegen hat. Sie ist in die Neujahrsnacht verschwunden,
nach den Zugunge, dem Bestand und der Anzahl der Gespenster nicht vernunftig
forschend. Ohne Artillerievorbereitung. Als sich Maikoper nach dem Kampf
entspannt wurden und fingen an, einzuschlafen, - das ist keine Spaß,
mehr als eine Woche nicht zu schlafen, sich nur auf Wodka und Adrenalin
durchzuhalten - kamen die Gespenster und sie ins Gesicht erschoßen.
Alles wie bei Tschapajev, der die Wachen nicht aufgestellt hat. Und hier
sind die Wachen eingeschlafen, oder wurden sie leise erstochen. Alles
brannte, was konnte und was konnte nicht. Vom verschutteten Brennstoff
brannten Erde, Asphalt, Wunde der Huuser. Die Leute warfen sich hin und her
in dieser feurigen Hulle: einige erwiderten Feuer, einige halfen den
Verletzten, einige erschoßen sich, um in die Hunde der Gespenster nur
nicht zu geraten, einige fliehten - man darf sie dafur nicht tadeln. Und Du,
Leser, wie benahmst Du Dich in dieser Hulle? Du weißt nicht, und
deshalb unterstehe Dich ja nicht sie zu tadeln.
Niemand weiß, wie sie umkamen. Der Brigadekommandeur mit
zerbrochenen Beinen befehligte bis zum Letzten, obwohl konnte ins Hinterland
weggehen. Er hat geblieben. Oh Gott, bewahre ihre Seelen und unsere Leben...
Als unsere Brigade schlug sich mit den schweren Kumpfen zu Hilfe den
Maikoper durch, mußten sich die Panzer durch Haufen aus den Leichen
unserer Bruder - Slawen durchschlagen... Und wenn Du siehst, wie
Kettenglieder der Panzer und BMP die Kurper zerbrechen und mahlen; Durme und
Eingeweide solcher, wie Du, auf die Walzen wickeln; wenn unter der
Raupenkette der Kopf mit dem Knirschen platzt, und alles ringsum in die
grauen-rote Masse der Gehirne gefurbt wird, - der Gehirne vielleicht des
nicht stattgefundenen Genies, des Dichters, des Wissenschaftlers oder
einfach des guten Kerls, des Vaters, des Bruders, des Sohnes, des Freundes,
der keine Angst kriegte, der nicht entlaufen ist, aber in diese dreckige
Tschetschenien gefahren ist, und der vielleicht bis zum Ende nicht begriff,
was geschah; wenn die Schuhe auf dem blutigen Schlamm rutschen - dann das
Wichtigste uber nichts zu denken ist, man muß sich nur auf einem zu
konzentrieren: vorwurts und am Leben bleiben, vorwurts und am Leben bleiben,
die Leute bewahren, weil die Kumpfer, die Du verlieren wirst, nachts truumen
werden. Und muß man Gefallenenmeldungen und die Akten des
Kurpererkennens schreiben.
Meinem busesten Feind wunsche ich diese Arbeit nicht. Es ist besser,
sich im Sturmangriff zu verschlucken, mit großen Augen aus eigenen AKS
(Kalaschnikov-MPi) nach rechts und nach links zu schießen, als in der
Erdhutte diese schrecklichen Papiere zu schreiben. Wozu sind alle diesen
Kriege? Obwohl, ehrlich gesagt, niemand von uns hat bis jetzt bis zum Ende
nicht verstanden, was hier geschieht und geschah. Das Ziel ist allein - am
Leben bleiben und die Aufgabe zu erfullen, dabei die Leute maximal gut
erhalten. Wenn Du nicht erfullst - werden andere gesendet, die wegen deines
Nichtprofessionalismus, der Feigheit, der Wunsche nach Hause zuruckzukehren,
sich unter dem Feuerstuße aus der MPi und Maschinengewehren legen
werden, von den Granaten- und Minensplitter zerreißend, werden in
Gefangenschaft geraten. Und alles ist deinetwegen. Empfinden Sie ein
Mißbeha-gen uber solche Verantwortung? Ich auch.
Klebestoff hat Bewegung im Fenster des funfgeschoßigen Hauses
bemerkt, das sich an den Bahnhofsvorplatz angrenzte, ist dazugekommen, zu
schreien: Gespenster!, und ist weggerollt. Wir wurden uns mit Semjon hinter
den Haufen des zerschlagenen Betons auch bedeckt. Klebestoff fing an, um die
Ecke aus dem MPi das Fenster zu beschießen, und wir fingen an,
Unterluufe (Unterlauf-Gewehrgranatwerfer) in fieberhaftem Tempo zum Kampf
vorzubereiten.
Ach, was fur eine bemerkenswerte Stuck ist dieser
Unterlauf-Gewehrgranatwerfer, der liebevoll "Unterlauf" genannt ist,
sogar "Unterluufchen". Es wiegt zwar nicht wenig - etwa funfhundert
Gramm. Wird unten zum Maschinenpistolenlauf gefestigt. Kann das Feuer wie
nach der geraden, als auch nach der Anbaubahn fuhren. Das ist eine kleine
Ruhre mit Abzug und Sicherheitsklammer. Es gibt auch Visiereinrichtung, aber
wir haben fur die ersten Tage der Kumpfe so flott zu tun gelernt, daß
ruhig ohne sie auskommen. Aus dem Unterlauf Markierung GP-25 kann man die
Granate in ein beliebiges Luftungsklappe werfen oder, falls notwendig, durch
ein beliebiges Gebuude hinuberwerfen. Geradeaus schmeißt er auf
vierhundert Meter, Splitter fliegen auf vierzehn Meter auseinander. Das ist
einfach Murchen. Wie viele Leben hat er in Grosny gerettet, kann man nicht
nachzuhlen. Wie kann man Schutzen und Scharfschutzen von den oberen Etagen
im fluchtigen Kampf in der Stadt auszuruuchern? Auf keine Weise. Solange
wirst Du die Luftfahrt, die Artillerie herbeirufen, solange wirst Du
ruckwurts wegrollen oder deine "Schachteln" herbeirufen, die die
Panzerbuchsenschutzen niederbrennen kunnen.. .. Und so hat jeder Soldat
seinen "Unterluufchen", und selbst ruuchert er den Gegner aus. Es gibt
bei den Unterlauf-Gewehrgranaten noch ein unbestreitbarer Vorteil, und zwar:
sie explodieren vom Schlag. Sonst wirfst Du wuhrend des Kampfes eine
gewuhnliche Handgranate im Eingang des Hauses, wenn sich der Gegner auf den
oberen Stocken befindet, aber sie hat die Verzugerung 3-4 Sekunden nach der
Vorsteckerabnahme. Und jetzt rechne, - Du hast das Ringel gezogen, sie nach
oben geworfen, und sie, Gesindel, stoßt gegen irgendwelches Hindernis
und fliegt zu Dir zuruck. Schon sputer, irgendwo zum 15-17. Januar, hat man
"Berg-" oder, wie wir sie nannten, die "afghanischen"
Granaten zugefuhrt. Dieses Stuck explodiert nur dann, wenn gegen etwas
festes gestoßen wird. Und dahin kam irgendwer aus hiesigen
"Kulibin" (der beruhmte russische Erfinder) auf die Folgende: wenn die
Granate vom Unterlauf uber den Absatz zu schlagen, so tritt sie auf den
Spannrast, und sputer wirfst Du sie, meine Gute, von Dir so weit wie
muglich. Und begegnend das Hindernis, explodiert sie, abmuhend in den
geschlossenen Raum alles lebendiges.
Wir fingen mit Semjon an, aus Unterlauf die Granaten ins Fenster zu
werfen, in dem Klebstoff irgendwelche Bewegung bemerkt hat. Dem Semjon
gelang es vom ersten Versuch, mir vom zweiten. Die erste, Gesindel, wurde
gegen die Wand gestoßen und hat explodiert, nach unten ziemlich
große Schicht des Stuckes umgeworfen und die grosse Wolke des Staubes
gehoben.
Ausgenutzt das, haben wir zu dritt, auf funfgeschossiges Haus
anzuschielend, die offene Strecke im Laufschritt ubergewunden und wo
kriechend, wo im Laufschritt, erreichten wir endlich durch zwei Huuser die
Unseren.
Diese dumme Kerle haben uns im Schreck beinahe niedergeschoßen,
uns fur die Gespenster gehalten.
Sie begleiteten uns bis zum KP des Bataillones, wo wir den
Bataillonskommandeur gefunden haben.
Der Bataillonskommandeur ist eingefleischt. Er ist zwar nicht besonders
groß, aber wie der Kommandeur, wie der Mensch - ist er die
Gruße. Man muß offen bekennen, daß unsere Brigade mit den
Bataillonskommandeuren Gluck hat. Ich werde Vor- und Nachteile von jeden
nicht beschreiben, einfach werde ich sagen - sie sind die echten Kerle. Wer
diente, kumpfte, jene werden verstehen, was es bedeutet.
Der Kommandopunkt des ersten Bataillones wurde im Keller des
Eisenbahnbahnhofes stationiert. Als wir hereingekommen sind, schimpfte mit
unflutiges Fluchen der Bataillonskommandeur heftig auf jemanden per das
Feldtelefon.
-Verdammter Schweinhund, wohin mischest du dich ein, der Idiot! Sie
locken dich heraus, Dummkopf, und du mit deinen Salabonen (junge unerfahrene
Soldaten) rennst mit dem Kopf durch die Wand! Mache Reinigung, reinige
alles, was bei dir ringsumher ist! Damit es kein Gespenst in der Zone der
Verantwortung gab! - schrie der Bataillonskommandeur in den Hurer. -
"Die Schachteln" schleppe ruckwurts, soll die Machra arbeiten! Sitze
selbst auf KP, lehne dich nicht heraus!
Den Hurer des Telefons geworfen, hat er mich gesehen.
- Hallo, - hat er geluchelt.
- Gott zu Hilfe, - habe ich gesagt, die Hand reichend.
- Was gibt es Neues im Stab? Gehen wir zum Mittagessen, - hat der
Bataillonskommandeur vorgeschlagen, froh auf mich schauend. Zu sehen die
bekannte Person auf dem Krieg ist eine Freude. Das bedeutet, daß nicht
nur Du, sondern auch deine Genossen auch Gluck haben.
Mich vom Kampf, der Lauferei und des Schießens noch nicht
beruhigend, wußte ich,- wenn jetzt nicht auszutrinken, nicht ruhig zu
werden, dann beginnt das kleine nervuse Zittern zu schlagen. Oder umgekehrt
uberkommt halbhysterischer Zustand, man bekomme Lust zu sprechen, zu
sprechen... Deshalb habe ich mit der Dankbarkeit die Einladung zum Tisch
angenommen.
Sich auf die Kasten von den Geschossen hingesetzt, hat der
Bataillonskommandeur halblaut gerufen: "Iwan, wir haben Besuch, gehe
zum Mittagessen". Aus dem Nachbarkellergeschoß ist der Stabsleiter des
ersten Bataillones der Kapitun Il'in erschienen. Hager, sogar mager, ist der
erste Anfuhrer in der Brigade im Volleyball, aber bei der Arbeit ist er
Pedant und punktlich. Im friedlichen Leben war er immer stramm, gebugelt,
blitzend, jetzt unterschied er sich wenig von allen anderen. Ebensolcher
verrußt, unrasiert, nicht ausgeschlafen.
- Hallo, Slawa, - hat er gesagt und seine Augen wurden kaum glunzend.
Wir waren mit ihm fast gleichaltrig, aber ich bin ein Oberoffizier des
Brigadestabes, und er ist der Leiter des Bataillonstabes. Und beide sind wir
Kapitune. Wir waren mit Iwan schon seit langem in der
Freundschaftsbeziehungen, es waren auch die Frauen und die Kinder
befreundet.
Ich verbarg meine Emotionen nicht und kam zu umarmen. Allmuhlich fingen
die Nerven an, von sich huren zu lassen, nach meinem kurzem ubergang rollte
die Hysterie hin.
Um die Kumpfer machte ich mich keine Sorgen, sie befanden sich unter
Unseren, so daß man ihnen zu essen gegeben und erwurmt wird.
- Slawa, bist du nach dem Scharfschutzen gekommen? - hat der
Bataillonskommandeur gefragt.
- Nach ihm, nach wem noch, - habe ich geantwortet. - Wie haben sie
diesen Hurensohn genommen?
- Dieses Scheusal hat uns drei Tage die Ruhe nicht gegeben, - wurde
Iwan streng. - Er hat sich neben dem Bahnhof gesetzt und beschoß uns
durch den Platz. Hat drei Kumpfer erschoßen und den ersten
Kompaniefuhrer an das Bein verwundet. Und zu evakuieren gibt es keine
Muglichkeit. Wir riefen die urzte hierher, sie operierten vor Ort.
- Also, wie geht es ihm, - habe ich gefragt, - die Geschichte uber die
urzte hurte ich, die Prachtkerle, es ist nichts zu sagen, und wie geht es
dem Kompaniefuhrer - wird er leben- gehen?
- Wird, wird, - hat der Bataillonskommandeur froh bestutigt, - nur habe
ich ihn zuruckgestellt, aber es gibt keine Zugfuhrer, weißt Du das
selbst, und leiten jetzt Zwei-Scheusale. (Mit solchem mißbilligenden
Terminus nannten wir die Hochschulabsolventen, die auf zwei Jahre im
Offizierrang einberufen wurden). Aber dieser Kerl scheint gescheit zu sein.
Ist freilich heiß wie Tschapai auf dem verwegnen Pferd, will ganzes
Tschetschenien allein befreien.
- Was hatte der Scharfschutze? - frage ich. - Sonst ist das vielleicht
keiner Scharfschutze, sondern irgendeiner verruckte Ortseinwohner, jetzt
bummeln viele ebensolchen durch die Stadt.
Der Bataillonskommandeur mit dem Stabsleiter haben sich sogar gekrunkt
gefuhlt. Iwan ist gesprungen, in sein Stubchen gerannt und hat unser
einheimisches Gewehr SKS gebracht. Nur die Optik ist Importerzeugnis, ich
habe das sofort verstanden, - sah schon, aller Wahrscheinlichkeit nach,
japanische. Das gute Spielzeug.
Pal Palytsch - der Bataillonskommandeur - solange wir mit Iwan den
Karabiner untersuchen, erzuhlt, daß in den Taschen beim Festgehaltenen
zwei Pakete der Patronen entdeckt waren, und in seiner "Lagerung", -
das heißt dort, wo er den Hinterhalt veranstaltete - die
Bierverpackung und zwei Blocke der Zigaretten. Erzuhlend, Palytsch deckte
den Tisch: schnitte Brot, uffnete Schmorfleisch, Kondensmilch, weiß
der Teufel woher entstehende Salate, eingelegte Tomaten und Gurken. Endlich
hat er auf den improvisierten Tisch die Flasche Wodka gestellt.
Ich habe inzwischen Einkerbungen auf dem Kolben nachgezuhlt: es war
zweiunddreißig. Zweiunddreißig abgebrochene unsere Leben. Wie
die Scharfschutzen arbeiteten, wußten wir nicht vom Hurensagen. Als
wir nach alten, fast Vorkriegskarten nachts in die Stadt eintraten,
-begegneten sie uns. Und obwohl wir rasten, die Kupfe innerhalb der BMP
zerschlagend, die Zuhne von der rasenden Fahrt brechend und alles
verfluchend, brachten die Scharfschutzen fertig, bei der vorbeifahrenden
Technik die hin und her schaukelnde Antennen zu wegschießen, sogar in
der Nacht, in den Staubwolken. Und als Unsere ohne Verbindung blieben,
schickten die Kommandeure die Kumpfer, anzuschauen, was fur Quatsch ist das,
- und sofort tutete sie der Scharfschutze. Und noch gibt es bei
Gespensterschutzen eine solche Schlauheit: sie tuten den Mensch nicht,
sondern verwunden ihn, - sie schießen auf den Beinen, damit er nicht
wegkriechen konnte, und warten. Die Verletzten schreien, und jene
erschießen wie die Kucken die zu Hilfe beeilende Soldaten.
Solcherweise hat die Brigade etwa dreißig Menschen auf den
Scharfschutzen verloren, und wir haben zu ihnen die besondere Rechnung. Noch
ist es erstaunlich, daß die Kumpfer dieses Scheusal lebendig genommen
haben.
Im zweiten Bataillon haben neulich die Lagerung entdeckt, nach allen
Merkmalen - der Frau. Alles wie ublich: Sofa oder Sessel, alkoholfreie
Getrunke im Unterschied zu den Munnern - Scharfschutzen, und irgendeines
weiche Spielzeug. Es ist das Gewehr nicht weit verborgen. Den ganzen Tag
haben die Kumpfer im Hinterhalt gewartet, sich nicht bewegend. Weder auf die
Toilette gehen, noch rauchen. Und haben sie sie erwartet. Was war dort -
niemand weiß, aber flog die Tschetschenin als Vuglein vom Dach des
neungeschoßigen Hauses, und auf dem Weg zur Erde hat sie die
Granatenexplosion zerfetzt. Die Kumpfer schworen sputer feierlich, daß
sie den Geruch ihrer schmutzigen Kurper gefuhlt hat und auf das Dach spurte,
und von da nach unten absprang. Naturlich, nickten alle mit dem Kopf und
bedauerten, daß sie ihrem Flug Hand nicht angelegt haben. Niemand hat
geglaubt, daß sie sich in den letzten Flug mit der Granate
selbststundig begeben hat. Die Tschetschenen, soviel ich mich erinnere,
beendigten das Leben vom Selbstmord nicht, es ist unser Strich - die Angst
vor Gefangenschaft, Schande, Foltern. Nach jenem Zwischenfall hat der
Bataillonskommandeur des zweiten Bataillones die Phrase gesagt, die das
Motto unserer Brigade wurde: "Die Sibirier geben sich nicht gefangen,
sondern auch nehmen sie nicht gefangen".
Der Bataillonskommandeur hat den Wodka inzwischen eingeschenkt, und wir
haben uns mit Iwan hingesetzt. Wenn wer sagt, daß wir betrunken
kumpften, - spucke ihm in die Fresse. Auf dem Krieg trinkt man fur die
Desinfektion, nicht immer wirst Du das Wasser aufkochen, die Hunde gut
waschen. "Die roten Augen werden gelb nicht" - das ist das Motto der
Fronturzte. Das Wasser fur Nahrung, Getrunke, Waschen mußte man in
Sunshe nehmen - ein so kleines Flußchen, das durch ganzes
Tschetschenien, darunter durch Grosny fließt. Aber dort schwammen
soviel Leichen der Leute und der Tiere, daß an der Hygiene man nicht
denken mußte. Nein, niemand wird sich auf dem Krieg betrunken - das
ist der richtige Tod. Die Kameraden werden auch nicht erlaubt - was kommt
dem Betrunkenen mit den Waffen in den Sinn?
Wir haben weiße Plastikbecher gehoben - im Flughafen
"Nurdlich" haben wir viele mitgenommen,- und zusammengeruckt. Es ergab
sich kein Anstoßen, sondern das Geraschel, "damit
Politstellvertreter hurte nicht", - scherzten die Offiziere.
- Fur den Erfolg, Kerle, - hat der Bataillonskommandeur gesagt, und hat
Halbglas des Wodkas gehoben, Luft aus den Lungen auszuatmend.
- Fur ihn, verdammten, - habe ich aufgegriffen und auch ausgetrunken.
Im Hals wurde sofort heiß, die warme Welle rollte nach innen und blieb
im Magen stehen. Im Kurper wurde sich die Mattigkeit verbreitet. Alle
sturzten sich auf das Essen, wann gelingt es noch, so ruhig zu essen. Brot,
Schmorfleisch, Gurken, Tomaten, alles ist in den Magen geflogen. Jetzt hat
schon Iwan den Wodka eingeschenkt, und wir haben schweigend ausgetrunken,
mit den Bechern raschelnd. Haben geraucht. Ich habe zuerst meine, noch aus
dem Haus gebrachte "TU-134" genommen, aber, bei dem
Bataillonskommandeur und bei Iwan "Marlboro" gesehen, habe zuruck
weggeruumt.
- Vom Scharfschutze? - habe ich gefragt, mich aus von beiden gereichten
Schachteln bewirtet.
- Von da, - hat der Bataillonskommandeur geantwortet.
- Was macht das zweite Bataillon? - hat Iwan gefragt, tief auf Lunge
rauchend.
- Nimmt Hotel "Kaukasus", jetzt werden wir ihnen zu Hilfe das
dritte Bataillon und Panzersoldaten werfen. Die Gespenster haben sich dort
festgesetzt und halten sich an ihm fest. Die Uljanowsker und
Marineinfanterie sturmen "Minutka" und der Dudajev-Palast. Sie
verlieren nur die Leute, aber das ist sinnlos.
- Das bedeutet, daß wir ihnen bald zu Hilfe geschickt werden, -
mischte sich der Bataillonskommandeur in das Gespruch ein. Das ist dir nicht
die Flaschen uber den Kopf schlagen, hier muß man denken, wie Leute
aufzubewahren und Aufgabe zu erfullen. Niemals verstand ich die Angehurigen
der Landetruppen, nein, so was, freiwillig, im nuchternden Zustand aus dem
Flugzeug herauszuspringen? - hat Palytsch harmlos gescherzt.
- Und ich verstand die Grenzsoldaten niemals, - hat Iwan aufgegriffen,
- vier Jahre in der Militurschule lernten sie, in das Fernglas zu sehen und
neben dem Hund zu gehen. Ich habe eine Vorahnung, daß wir am Asphalt
auf diesem fucking Platz nagen werden.
Bei mich habe ich schon entschieden, daß ich diesen
Scharfschutzen bis zum Brigadestab nicht bringen werde. Er wird, Hurensohn,
beim Treffen von "Schalnjak" oder beim "Versuch zur Flucht"
sterben. Ganz egal, alles, was konnte er erzuhlen, hat er schon erzuhlt.
Nur im Kino uberzeugt man psychologisch den "Gefangenen" von der
Notwendigkeit, die ihm bekannten Nachrichten zu erzuhlen, brecht man ihn
ideologisch. Im realen Leben ist alles einfacher. Aller hungt von der
Fantasie, der Bosheit und der Zeit ab. Wenn es die Zeit und der Wunsch gibt,
so kann man bei ihm die Emaille von den Zuhnen mit Hilfe der Feile abnehmen,
oder mittels des Feldtelefones uberzeugen. Eine solche braune Schachtel mit
dem Griff seitlich. Du hungst zwei Leitungen zum Gespruchspartner an und
drehst den Griff, ihm vorher Paar-Drei Fragen gestellt. Aber es gescheht in
den komfortabelen Bedingungen und wenn es bevorsteht, ihn in die Hunde der
Staatsanwaltsarbeiter zuruckzugeben. Es bleibt keine Spuren. Es wure
wunschenswert, ihn vorher mit Wasser zu begießen. Und um die Schreie
nicht zu huren, lußt Du nebenan die schwere Panzertechnick an. Aber
das ist fur die ustheten.
Auf den Kampfpositionen ist alles viel einfacher - aus dem Automat
schießt man der Reihe nach die Finger auf den Beinen weg. Es gibt
keinen Menschen, wer uhnliches ertragen hutte. Du wirst erzuhlen, was
wußte und was sich erinnerte. Was, der Leser, dies ekelt Dich an? Und
Du feierteste das Neujahr in dieser Zeit, gingeste zu Gast, rodelteste
halbbetrunken mit den Kindern von der Rutschbahn, aber gingeste zum Platz
nicht und hielteste ein Meeting nicht ab, mit der Forderung, unsere Kumpfer
zu retten, sammelteste die warmen Sachen nicht, gabeste das Geld jenen
Russen nicht, die aus Tschetschenien liefen, opferteste den Teil von dir
vertrunkenen Geld zu den Zigaretten fur den Soldaten nicht. So das rumpfe
die Nase nicht, und hure die grobeWahrheit des Krieges.
- Gut, laßt uns die Dritte, und gehen wir, Ihren Schutzer zu
sehen, - habe ich gesagt, eingeschenkt die Reste des Wodkas nach den
Glasern.
Wir sind aufgestanden, haben die Gluser genommen, ein paar Sekunden
geschwiegen und haben schweigend, nicht anstoßend ausgetrunken. Der
dritte Trinkspruch ist der Wichtigste bei den Militurpersonen. Wenn bei
Zivilisten dieser Trinkspruch fur die "Liebe", bei den Studenten noch
fur etwas ist, so bei den Militurpersonen ist dieser Trinkspruch "fur
Abgestorbenen", und trinkt man ihn stehend und schweigend, nicht
anstoßend, und jeder lußt vor seinem innerlichen Blick
diejenigen vorbei, wen er verloren hat. Das ist schrecklicher Trinkspruch,
aber andererseits, weißt Du, daß wenn Du umkommen wirst, so
werden sowohl durch funf, als auch in funfundzwanzig Jahren irgendeiner
rotzige Leutnant in der fernustlichen vom Gott vergessenen Garnison oder
aufgedunsener Oberst im Stab des Prestigebezirks den dritten Trinkspruch
heben und fur Dich austrinken.
Wir haben ausgetrunken, ich habe in den Mund ein Stuck Schmorfleisch,
ein Paar Zacken des Knoblauches, ein Stuck der "Offizierzitrone" - der
Knollenzwiebeln, geworfen. Es gibt keine Vitamine auf dem Krieg, der
Organismus fordert sie stundig, deshalb hat man die Zwiebeln von der
Offizierzitrone benannt. Man ißt die auf dem Krieg immer und uberall.
Der Geruch ist zwar schrecklich, aber bei uns gibt es keine Frauen, und zum
Geruch gewuhnst Du Dich und bemerkst nicht, um so mehr, als er obwohl ein
wenig, aber uberall verfolgenden widerlichen Geruch des zerlegten
menschlichen Fleisches verschlugt. Den Imbiß aufgegessen, habe ich
alles mit dem Kondensmilch unmittelbar aus der Buchse nachgetrunken, aus der
auf dem Tisch gelegenen Schachtel von Bataillonskommandeur die Zigarette
genommen und bin als erster zum Ausgang gegangen.
Hinter mir sind der Bataillonskommandeur und Iwan Il'in gegangen. Etwa
in dreißig Meter vom Eingang in den Keller standen die Kumpfer dicht
aneinander um den Panzer und besprachen etwas laut. Ich habe beachtet,
daß das Kanonenrohr des Panzers irgendwie unnaturlich nach oben
hochgehoben ist. Nuher darauf zukommend, haben wir gesehen, daß vom
Rohr der gespannte Strick herunterhungt.
Die Kumpfer traten zur Seite, uns bemerkt. Das Bild ist, naturlich,
farbenpruchtig, aber schrecklich, - auf dem Ende dieses Strickes hing der
Mensch, sein Gesicht war von Prugeln anschwellend, die Augen halboffen, die
Zunge ist herausgefallen, die Hunde sind hinten zusammengefunden. Obwohl
habe ich mich in letzter Zeit an den Leichen satt gesehen, aber gefallen sie
mir nicht, gefallen nicht, was ist da zu tun.
Der Bataillonskommandeur begann, auf die Kumpfer zu schreien:
- Wer hat es gemacht?! Wer, Hurensuhne, die nicht zu Ende geschnittene
Magen?! (die ubrigen Epitheta werde ich nicht anfuhren, bitte einen
beliebigen Truppenmilitur, der nicht weniger als zehn Jahre in der Armee
ist, zu schimpfen - wirst Du Deinen Wortschatz von verschiedenen
Redewendungen bedeutend vergrussern.
Der Bataillonskommandeur setzte fort, zu toben, die Wahrheit
auszuforschend, obwohl nach dem Ausdruck seiner schlauen Fresse verstand
ich, daß er seine Kumpfer nicht verurteilt. Er bedauert, naturlich,
daß er nicht selbst erhungt hat, aber man muß vor dem
Stabsoffizier "das Bild vorfuhren". Sowohl ich als auch die Kumpfer
verstehen es ausgezeichnet. Auch verstehen wir, daß niemand aus den
Kommandeuren die Unterlagen in die Militurstaatsanwaltschaft fur uhnliches
einreichen wird. Das alles voruberzog in meinem Kopf, wuhrend ich die
Zigarette von Bataillonskommandeur anrauchte. Ist lustig, erst vor einigen
Stunden gehurten diese Zigaretten diesem Gehenkten, wessen Beine unweit auf
dem Niveau meines Gesichtes schaukeln, dann dem schreienden
Bataillonskommandeur, und jetzt rauche ich sie, diese Vorstellung
beobachtend.
Ich habe von diesem verschleppten Zirkus genug, und habe gefragt, mich
zu den umgebenen Kumpfern wendend, unter denen habe ich Semjon und
Klebestoff bemerkt:
- Was hat er gesagt, bevor zu sterben?
Und hier brausten die Kumpfer auf. Einander unterbrechend, erzuhlten
sie, daß "dieser Hurensohn" (das weichste Epitheton) schrie,
daß er bedauert, daß ihm gelang, nur zweiunddreißig
"Ihre" zu tuten.
Die Kumpfer drungten besonders auf das Wort "Ihre". Ich habe
verstanden, daß sie die Wahrheit sagen, und wenn er seine historische
Phrase nicht gesagt hutte, kann sein, daß irgendwelche Zeit auch leben
wurde.
Hier hat einer der Kumpfer gesagt, alle damit erheitert:
- Er erdrosselte sich selbst, Genosse Kapitun.
- Hat er mit den verbundenen Hunden das Schlinglein auf dem gehobenen
Rohr festgezogen und vom Panzer abgesprungen, so was? - habe ich gefragt,
vor Lachen erstickend.
Dann habe ich mich zum Bataillonskommandeur umgedreht:
- Gut, nimm deinen Gehenkten ab, wir werden im Kampfbericht
aufschreiben, daß er sein Leben vom Selbstmord begangen hat, die
Gewissensqualen nicht aushaltend, - ich habe den Zigarettenstummel
ausgespuckt und vom Absatz verschmiert. - Aber Gewehrchen nehme ich mit.
- Nikolaitsch, - hat sich zu mir der Bataillonskommandeur zum ersten
Mal nach dem Vatersnamen gewendet, - laß das Gewehr, als sehe ich das,
so wendet mich.
Angeschaut in seine anflehende Augen, habe ich verstanden, daß es
vergeblich ist, das Gewehr wegzunehmen.
- Du wirst geschuldet, und Du bist der Zeuge, - zu Iwan wendend.
- Na, Nikolaitsch, Danke, - schuttelte Palytsch mit dem Eifer meine
Hand .
- Wegen dieses Idioten mußte ich unter der Beschießung
schleppen, und jetzt noch zuruck stampfen.
- So nimm ihn mit, Du wirst sagen, daß er bei der
Beschießung umgekommen ist, - hat Iwan gespaßt.
- Fuck you, - habe ich gutmutig geantwortet. - Nimm selbst und schleife
diesen Toten. Und wenn Sie die Unvorsichtigkeit haben werden, noch jemanden
gefangenzunehmen, so entweder schleppen Sie ihn selbst in den Briga